Sie möchten Ihren Traum von der beruflichen Selbstständigkeit verwirklichen? Unabhängig von Ihrem Geschäftskonzept leitet Sie dieser Artikel Schritt für Schritt durch den Gründungsprozess. Die hier vermittelten wichtigsten Informationen zum Thema Existenzgründung bieten Ihnen eine gute Grundlage für Ihr Vorhaben. So können Sie Fehler und damit unnötigen Zeit- und Geldaufwand zu vermeiden.
1. Schritt in die Selbstständigkeit: Geschäftsidee entwickeln
Der Grundstein für den nachhaltigen Erfolg Ihres Unternehmens ist eine funktionierende Geschäftsidee. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit dafür, diese zu entwickeln und gründlich zu testen, denn sie bildet die Basis für alles Weitere.
Ideenfindung
Zunächst geht es darum, Ihre Idee zu entwickeln. Hierfür kommen unterschiedliche Quellen infrage. Möglicherweise entsteht eine Geschäftsidee aus Ihren persönlichen Interessen oder einem Hobby. Vielleicht finden Sie auch die Lösung für ein Alltagsproblem, das Ihnen begegnet ist. Oder Sie erkennen in Ihrem beruflichen Kontext Optimierungspotenziale, aus denen ein Geschäftsmodell entstehen kann.
Eventuell haben Sie eine Idee, wie Sie ein bereits auf dem Markt angebotenes Produkt oder eine Dienstleistung optimieren können, um die Bedürfnisse der Zielgruppe noch besser zu erfüllen. Mitunter eröffnen auch aktuelle Trends neue Geschäftsmöglichkeiten.
Nicht selten geben Gespräche mit Freuden, Familie, anderen Unternehmern oder Experten Impulse für das Entstehen von Geschäftsideen. Suchen Sie deshalb den Kontakt und tauschen Sie sich aus.
Markt analysieren
Wenn Sie bereits eine grundlegende Idee haben, müssen Sie diese ausarbeiten, testen und weiterentwickeln. Um die Erfolgschancen bewerten zu können, empfiehlt sich eine Markt- und Wettbewerbsanalyse. Betrachten Sie dafür den Markt, der für Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung relevant ist.
Ein elementarer Schritt ist die Definition Ihrer Zielgruppe. Wer wird zu Ihren potenziellen Kunden gehören? Analysieren Sie diese Personen hinsichtlich ihrer demografischen Merkmale, Bedürfnisse und Gewohnheiten.
Diese Analysen sind nicht nur für die Entwicklung Ihres Geschäftskonzepts essenziell. Sie helfen Ihnen auch dabei, später Ihr Marketing gezielter an dieser Gruppe auszurichten.
Untersuchen Sie, wie groß der Markt für Ihr Produkt ist und ob es ausreichend Nachfrage gibt. Führen Sie auch eine Wettbewerbsanalyse durch. Das bedeutet, Sie beschäftigen sich mit Ihren wichtigsten Konkurrenten, deren Besonderheiten, Stärken und Schwächen.
Existieren langfristig relevante Trends, die sich auf die Erfolgschancen Ihrer Geschäftsidee auswirken könnten? Gibt es Risiken wie eine Marktsättigung, konjunkturelle Schwankungen oder die mögliche Änderung rechtlicher Vorschriften?
Idee zum Konzept ausbauen
Definieren Sie das konkrete Wertangebot Ihres Produkts oder Ihrer Leistung. Welches Problem der Kunden soll es lösen? Wie profitieren diese davon? Analysieren Sie, ob eine echte Nachfrage nach Ihrem Angebot besteht und ob Ihre Zielgruppe bereit ist, dafür ausreichend zu zahlen.
Um diese Fragen zu beantworten und Ihre Geschäftsidee zu konkretisieren, können Sie auf Marktforschungsergebnisse zurückgreifen und selbst Befragungen vornehmen. Ob im Bekanntenkreis oder mithilfe von Online-Umfragen, holen Sie die Meinungen von Vertretern Ihrer Zielgruppe ein.
Finden Sie heraus, ob ein grundlegendes Interesse an Ihrer Idee besteht und die Zahlungsbereitschaft dafür vorhanden ist. Erfragen Sie auch, ob den potenziellen Kunden an Ihrer Idee etwas fehlt oder bestimmte Details optimiert werden könnten.
Ein gutes Alleinstellungsmerkmal erhöht Ihre Erfolgschancen. Das bedeutet, Ihr Geschäftsmodell hebt sich durch eine gewisse Einzigartigkeit von ähnlichen Angeboten der Konkurrenz ab. Das kann Produkteigenschaften, aber auch den damit zusammenhängenden Service betreffen.
Wichtig ist, dass Sie Ihren Kunden einen Mehrwert bieten und deren Bedürfnisse in mindestens einem Punkt besser erfüllen als Ihre Wettbewerber. Ein ideales Alleinstellungsmerkmal lässt sich zudem einfach kommunizieren, aber nur schwer von der Konkurrenz imitieren.
Für die Weiterentwicklung von Geschäftsideen gibt es Werkzeuge. Eines davon ist das Business Model Canvas. Es hilft Ihnen dabei, anhand einer grafischen Darstellung die Komponenten des Geschäftsmodells auszuarbeiten und miteinander in Beziehung zu setzen.
Geschäftsmodell testen
Für bestimmte Geschäftsideen eignet sich die MVP-Methode. MVP steht für Minimum Viable Product. Sie bringen dabei ein Angebot auf den Markt, das zwar für die Nutzer brauchbar ist, sich aber auf einen grundlegenden Funktionsumfang beschränkt.
So können Sie testen, wie die Idee bei den Kunden ankommt, und Feedback einholen. Auf dieser Grundlage entwickeln Sie das Produkt iterativ weiter, bis eine marktfähige Version entsteht. So fließen die Vorstellungen der Zielgruppe bereits frühzeitig in die Produktentwicklung ein.
Die MVP-Methode eignet sich nicht für alle Geschäftsmodelle. Nutzen Sie trotzdem jede Möglichkeit, Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung vor der vollständigen Markteinführung zu testen.
Beispielsweise können Sie in einem kleinen, regional abgegrenzten Markt starten. Messen Sie den Erfolg und sammeln Sie Feedback, um das Konzept bei Bedarf anzupassen.
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2. Schritt in die Selbstständigkeit: Businessplan erstellen
Mit einer guten Planung erhöhen Sie die Erfolgschancen Ihrer Gründung, sparen Zeit und Kosten. Erstellen Sie deshalb unbedingt einen Businessplan. Während Sie ihn erarbeiten, beschäftigen Sie sich mit allen wichtigen Fragen Ihrer Gründung. Sie durchdenken Ihr Konzept, entwickeln es weiter und konkretisieren es. Beim Start in die Selbstständigkeit bietet Ihnen der Plan Orientierung.
Weiterhin brauchen Sie den Businessplan, wenn Sie Fördermittel wie den Gründungszuschuss oder ein Darlehen bei der Bank beantragen möchten. Denn damit belegen Sie die Tragfähigkeit Ihres Geschäftsmodells. Wie Sie am einfachsten an den Gründungszuschuss kommen, erfahren Sie in dem folgendne Video:
Für den Businessplan interessieren sich auch potenzielle Investoren, falls Sie diese als Eigenkapitalgeber an Ihrem Unternehmen beteiligen möchten. Diese müssen Sie von den Erfolgschancen Ihrer Idee überzeugen.
Es gibt keine für einen Businessplan vorgeschriebene Gliederung, aber ein bestimmtes Schema hat sich bewährt und erleichtert es den Adressaten, sich schnell einen Überblick zu verschaffen. Folgendes gehört dazu:
- Executive Summary
- Gründer oder Gründerteam
- Markt- und Wettbewerbsanalyse
- Geschäftsmodell
- Realisierungsfahrplan
- Organisation, Rechtsform und Personal
- Marketing
- Finanzplan
- SWOT-Analyse
Am umfangreichsten ist der Finanzplan, der aus mehreren Teilplänen besteht. Dafür müssen Sie Prognosen erstellen und Berechnungen durchführen, um die Finanzen für das erste Jahr Ihrer Selbstständigkeit zu planen.
Wenn Sie den Businessplan für externe Adressaten wie Fördermittelentscheider, Banken oder Investoren erstellen, formulieren Sie ihn auf etwa 20 bis 30 Seiten aus und fügen Sie Tabellen und Grafiken ein, um alles übersichtlich, leicht verständlich und überzeugend darzustellen.
Falls Sie den Plan nur selbst als Leitfaden brauchen, genügen stichpunktartige Auflistungen. Es kommt darauf an, dass Sie sich mit den wichtigsten Inhalten auseinandersetzen und so konkret wie möglich planen.
3. Schritt in die Selbstständigkeit: Rechtsform wählen
Die Wahl der Rechtsform beeinflusst die Bedingungen, unter denen Sie selbstständig arbeiten werden. Dazu gehören:
- Aufwand für die Gründung
- Anforderungen an Buchführung, laufende Rechnungslegung und Berichtspflichten
- Haftung für Geschäftsschulden
- relevante Steuerarten
- Finanzierungsmöglichkeiten
- Entscheidungsfindung
Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich über dieses Thema gründlich informieren. Eine ungeeignete Rechtsform lässt sich zwar ändern, verursacht aber unnötigen zeitlichen und finanziellen Aufwand.
Für den Start eignet sich häufig das Einzelunternehmen, weil es sich am einfachsten und kostengünstigsten gründen und führen lässt. Eine GmbH ist dagegen mit höherem Aufwand für den Gründungsprozess, die laufende Buchführung, Rechnungslegung und Berichtspflichten verbunden.
Der Vorteil der GmbH besteht darin, dass die Haftung für Geschäftsschulden auf den Anteil am Unternehmen beschränkt ist, während ein Einzelunternehmer dafür auch sein gesamtes Privatvermögen verwenden müsste. Existenzbedrohende finanzielle Risiken können Sie jedoch in vielen Fällen mit passenden Versicherungen abfedern. Lassen Sie sich dazu von Versicherungsexperten für Ihre Branche beraten.
In bestimmten Situationen kann sich für die Gründung aber auch die GmbH oder ihre Mini-Variante, die UG (haftungsbeschränkt), eignen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn das Gründungsvorhaben mit einem höheren Risiko einhergeht oder Gesellschafter am Unternehmen beteiligt werden sollen. Häufig lohnt es sich jedoch, klein zu starten und bei geänderten Bedingungen die Rechtsform anzupassen.
Neben den bisher genannten gibt es in Deutschland noch mehr mögliche Rechtsformen, die sich für Ihre individuelle Situation am besten eignen könnten. Lassen Sie sich vor Ihrer Gründung zur Rechtsformwahl beraten. Wenden Sie sich an einen darauf spezialisierten Anwalt, Steuerberater oder Gründungscoach.
4. Schritt in die Selbstständigkeit: Startkapital sichern
Ermitteln Sie mit einer gründlichen Finanzplanung Ihren Kapitalbedarf und organisieren Sie ausreichend Startkapital. Nur so können Sie Ihre Gründungsidee umsetzen, ohne nach kurzer Zeit an mangelnder Zahlungsfähigkeit zu scheitern.
Finanzbedarf planen
Zu Beginn Ihrer Geschäftstätigkeit sind Investitionen und Startausgaben notwendig. Je nach Branche kann das beispielsweise die Einrichtung der Geschäftsräume, Maschinen, die IT-Ausstattung und die erste Marketingkampagne umfassen.
Zusätzlich müssen Sie die laufenden Kosten für Ihr Unternehmen sowie Ihre private Lebensführung finanzieren. Diesem Finanzbedarf stehen zu Beginn noch keine ausreichenden Einnahmen gegenüber.
Der Ausgangspunkt für Ihre Finanzierungsstrategie ist der Finanzplan, der auch Teil des Businessplans ist. Aus diesem ergibt sich unter anderem der Kapitalbedarf für den Start. Die Finanzplanung besteht aus sechs Teilplänen, die aufeinander aufbauen:
- Umsatzplan
- Investitionsplan
- Kostenplan
- Rentabilitätsvorschau
- Liquiditätsplan
- Kapitalbedarfs- und Finanzierungsplan
Den Umsatz-, Kosten- und Liquiditätsplan stellen Sie monatlich für ein Jahr im Voraus auf. Es ist empfehlenswert, zumindest die Liquiditätsplanung auch danach regelmäßig weiterzuführen. So überwachen Sie Ihre Zahlungsfähigkeit und vermeiden Engpässe. Planen Sie dabei finanzielle Puffer ein, die unvorhersehbare, ungünstige Entwicklungen abfedern können.
Finanzierung sichern
Die meisten Gründer sind darauf angewiesen, ihr in das Unternehmen eingebrachtes Eigenkapital durch Mittel aus externen Finanzierungsquellen zu ergänzen. Meist handelt es sich dabei um Fremdkapital in Form von Bankdarlehen oder kurzfristigen Krediten.
Für bestimmte Geschäftsmodelle eignen sich darüber hinaus Eigenkapitalbeteiligungen durch Investoren, zum Beispiel Business Angels. Das Crowdfunding kann für einige Ideen ebenfalls eine ergänzende Finanzierungsoption sein.
Auch um diese externen Fremd- oder Eigenkapitalgeber zu überzeugen, brauchen Sie eine fundierte Finanzplanung. Denn sie liefert Hinweise auf die Erfolgschancen Ihrer Selbstständigkeit. Zumindest die privaten Lebenshaltungskosten muss diese nach einer gewissen Startphase erwirtschaften.
Fördermittel nutzen
Überprüfen Sie Ihren Anspruch auf Fördermittel. Viele Gründer können einen Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) für ein kostenloses AVGS-Gründercoaching und den Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit erhalten.
Einen AVGS beantragen Sie bei der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter, wenn Sie arbeitssuchend gemeldet sind. Sie können diesen Gutschein für ein kostenloses Coaching nutzen, bei dem Sie individuelle Unterstützung bei der Erstellung Ihres Businessplans sowie bei vielen gründungsrelevanten Fragen erhalten, unter anderem in den Bereichen Marketing, Buchhaltung und Steuern.
Beantragen Sie den Gründungszuschuss, wenn Sie seit wenigstens einem und noch für mindestens weitere 150 Tage Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Er soll vor allem die Kosten der privaten Lebensführung abfedern und kann Ihnen, je nach individueller Situation, eine Zuschussförderung von bis zu 20.000 Euro einbringen.
⚠️ Wichtig: Rechtzeitig um den AVGS kümmern & profitieren
Beantragen Sie den Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein und den Gründungszuschuss unbedingt vor der offiziellen Anmeldung Ihrer Selbstständigkeit. Denn danach entfallen diese Chancen. Kümmern Sie sich vor allem rechtzeitig um den AVGS für das Gründercoaching, da Sie dort Unterstützung bei der Erstellung des Businessplans erhalten. Diesen brauchen Sie wiederum für Ihren Gründungszuschuss-Antrag. Den Gutschein können Sie schon nachfragen, wenn Arbeitslosigkeit droht und Sie sich deshalb arbeitssuchend melden.
Falls noch andere Fördermöglichkeiten infrage kommen, etwa aus regionalen Programmen oder für bestimmte Branchen, achten Sie auf den geforderten Zeitpunkt der Antragstellung. In vielen Fällen muss diese vor der Gründung erfolgen.
5. Schritt in die Selbstständigkeit: Anmeldung der Selbstständigkeit
Bevor Sie sich nicht offiziell angemeldet haben, dürfen Sie nicht unternehmerisch tätig werden. Sofern Ihre Selbstständigkeit nicht als freiberuflich im Sinne des § 18 EStG Abs. 1 Nr. 1 gilt, hat sie gewerblichen Charakter.
In diesem Fall melden Sie Ihr Unternehmen beim kommunalen Gewerbeamt an. Dafür füllen Sie ein Formular aus, legen die geforderten Anlagen bei und zahlen eine vergleichsweise geringe Gebühr, deren Höhe die jeweilige Stadt oder Gemeinde bestimmt. Für bestimmte Berufsgruppen sind Genehmigungen notwendig, die Sie noch vor der Gewerbeanmeldung einholen müssen.
Das Gewerbeamt informiert nach der Anmeldung die IHK. Diese meldet sich dann bei Ihnen, weil Sie dort Pflichtmitglied sind.
Falls Sie sich nicht für ein Einzelunternehmen entschieden haben, müssen Sie noch vor der Gewerbeanmeldung die Gesellschaft gründen. Je nach Rechtsform kann dafür eine notarielle Beurkundung notwendig sein. Sofern es sich nicht um ein Kleingewerbe handelt, muss auch eine Eintragung in das Handelsregister erfolgen.
Kleingewerbe gründen
Viele Gründer starten jedoch mit einem Kleingewerbe. Als solches gelten gewerblich tätige Einzelunternehmen und GbR, die keinen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb benötigen.
Die Kriterien dafür sind nicht gesetzlich definiert. Vielmehr wird immer der Einzelfall betrachtet, wobei auch die Branche eine Rolle spielt. Lassen Sie sich deshalb beraten, wenn Sie sich nicht sicher sind.
Indizien für ein Kleingewerbe könnten sein, dass der Jahresumsatz unter 300.000 Euro liegt, weniger als 5 Mitarbeiter beschäftigt werden und nicht mehr als 100.000 Euro Betriebsvermögen vorhanden sind.
Ein Kleingewerbe wird nicht in das Handelsregister eingetragen. Die Gewinnermittlung darf mit der einfacheren Einnahmenüberschussrechnung (EÜR) statt durch doppelte Buchführung und Bilanzierung erfolgen. Mehr zum Thema Kleingewerbe finden Sie im folgenden Video: Kleingewerbe gründen: Vermeide unbedingt diese 3 Fehler!
Als Freiberufler starten
Freiberufler müssen sich nicht beim Gewerbeamt anmelden. Als freiberuflich gelten persönlich ausgeübte und auf entsprechender Qualifikation beruhende Tätigkeiten, die den in § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG aufgeführten Katalogberufen entsprechen. Die Beschäftigung von Personal ist dabei nicht ausgeschlossen, sofern dieses unter Ihrer Leitung und Verantwortung arbeitet.
Achtung: Verwechseln Sie nicht die Begriffe „Freiberufler“ und „Freelancer“. Letztgenannte sind freie Mitarbeiter, die selbstständig für andere Unternehmen arbeiten. Sie können sowohl freiberufliche als auch gewerbliche Tätigkeiten ausüben.
Anmeldung beim Finanzamt
Sowohl Gewerbetreibende als auch Freiberufler müssen sich beim Finanzamt anmelden, und zwar unaufgefordert über das ELSTER-Portal mit dem „Fragebogen zur steuerlichen Erfassung“. Erledigen Sie das so schnell wie möglich. Denn erst nach der Anmeldung kann Ihnen das Finanzamt Ihre Steuernummer zuweisen, die Sie zum Ausstellen von Rechnungen brauchen.
Kleinunternehmerregelung
Prüfen Sie in diesem Zusammenhang, ob sich die Kleinunternehmerregelung für Sie lohnt. Als Kleinunternehmer sind Sie von der Umsatzsteuerpflicht befreit. Das spart Verwaltungsaufwand, da Sie keine Umsatzsteuervoranmeldungen abgeben müssen.
Es lohnt sich aber nicht für alle Selbstständigkeiten, weil Sie auch die für eigene geschäftliche Einkäufe gezahlte Vorsteuer nicht geltend machen dürfen. Wenn Sie viel für das Unternehmen einkaufen, beispielsweise als Händler, ist die Kleinunternehmerregelung eher ungünstig.
Falls Sie im Fragebogen zur steuerlichen Erfassung nicht ausdrücklich die Option der Regelbesteuerung wählen, sind Sie im Gründungsjahr automatisch Kleinunternehmer, solange Ihr Umsatz 100.000 Euro nicht übersteigt. In den folgenden Jahren behalten Sie diese Eigenschaft, wenn der jeweilige Vorjahresumsatz 25.000 Euro nicht überschritten hat.
6. Schritt in die Selbstständigkeit: Kranken- und Sozialversicherung abschließen
Anders als Angestellte tragen Unternehmer komplett selbst die Verantwortung dafür, sich gegen persönliche Risiken abzusichern.
Krankenversicherung
Die Krankenversicherung ist nicht nur im Ernstfall existenzsichernd, sondern auch per Gesetz vorgeschrieben. Als Selbstständiger haben Sie die Wahl zwischen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung. Beides hat Vor- und Nachteile.
Was sich für Sie eignet, hängt von Ihrem Einkommen, der individuellen Lebenssituation und den persönlichen Präferenzen ab. Informieren Sie auch Ihre bisherige Krankenkasse über die Existenzgründung.
Rentenversicherung
Für die meisten Unternehmer besteht keine Pflicht, in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Denken Sie trotzdem an Ihre Altersvorsorge, wofür es unterschiedliche Optionen gibt. In der Startphase Ihrer Selbstständigkeit ist das zwar oft noch nicht möglich. Aber sobald das Unternehmen läuft, planen Sie diese Ausgaben regelmäßig ein.
Mit einigen Berufen sind auch Selbstständige gesetzlich rentenversicherungspflichtig. Dazu zählen unter anderem bestimmte Handwerksberufe sowie Künstler und Publizisten, die über die Künstlersozialkasse versichert sind. Darüber hinaus können Sie freiwillig Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Lassen Sie sich beraten, ob sich das in Ihrer Situation lohnt.
Arbeitslosenversicherung
Eine freiwillige Arbeitslosenversicherung ist ebenfalls möglich und kann unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll sein. Falls Sie Interesse daran haben, beantragen Sie diese bei der Agentur für Arbeit.
7. Schritt in die Selbstständigkeit: Geschäftskonto eröffnen
Zwar sind nur Kapitalgesellschaften gesetzlich dazu verpflichtet, ein Geschäftskonto zu führen. Aber auch für alle anderen Rechtsformen ist das unbedingt empfehlenswert. Nur so können Sie Ihre Finanzen professionell organisieren.
Wenn Sie geschäftliche Zahlungsvorgänge über Ihr Privatkonto laufen lassen, wird das schnell unübersichtlich. Viele Banken erlauben es auch nicht, Privatkonten in größerem Umfang für geschäftliche Zwecke zu nutzen.
Ein Geschäftskonto ist auch Voraussetzung für eine übersichtliche Buchführung. Die klare Trennung von privaten und geschäftlichen Zahlungsvorgängen verhindert Verwechslungen, sodass sich Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens besser nachvollziehen lassen.
Die so erreichte Transparenz erleichtert auch die Steuererklärungen und eventuelle Betriebsprüfungen. Darüber hinaus wirkt ein eigenes Geschäftskonto gegenüber Kunden professioneller.
Anders als Privatkonten bieten viele Geschäftskonten für Unternehmen wichtige Zusatzfunktionen. Dazu gehören unter anderem die Möglichkeit zum Lastschrifteinzug, Unterkonten, Karten für Mitarbeiter und eine Schnittstelle zur Buchhaltungssoftware.
Eröffnen Sie Ihr Geschäftskonto direkt beim Start in die Selbstständigkeit. So verlieren Sie nicht den Überblick, wenn Ihr Unternehmen wächst. Vergleichen Sie unterschiedliche Angebote und suchen Sie ein Kontomodell, das zu Ihnen passt.
💡 Info-Box: Tipps zur Auswahl des Geschäftskontos
- Bevorzugen Sie eine Filialbank oder ein reines Online-Konto? Filialbanken ermöglichen persönliche Beratungen, sind aber tendenziell teurer.
- Achten Sie darauf, für welche Rechtsform das jeweilige Kontomodell konzipiert ist und ob Sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen.
- Vergleichen Sie Kosten und Leistungen, vor allem die Grund- und Transaktionsgebühren, enthaltene Karten, Schnittstellen zu Zahlungsdienstleistern und, falls notwendig, Möglichkeiten und Kosten für die Bargeldeinzahlung.
- Bedenken Sie bei der Auswahl, dass Ihr Unternehmen wachsen wird. Prüfen Sie, ob das gewählte Modell auch in Zukunft Ihre Bedürfnisse erfüllen wird oder sich erweitern lässt.
Der Geschäftskontovergleich auf Selbststaendigkeit.de hilft Ihnen bei der Orientierung.
8. Schritt in die Selbstständigkeit: Buchhaltung organisieren
Die Buchhaltung ist Voraussetzung dafür, dass Sie Ihre steuerlichen Pflichten erfüllen können. Dazu gehören die regelmäßigen Umsatzsteuervoranmeldungen, eventuell zusammenfassende Meldungen, Jahresabschlüsse und Steuererklärungen. Daher ist in diesem Bereich vieles gesetzlich reguliert und Fehler können teuer werden.
Bilanzierungspflichtige Unternehmen müssen für ihren Jahresabschluss eine Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)sowie eine Bilanz erstellen. Grundlage dafür ist die doppelte Buchführung. Für kleingewerbliche Unternehmen und Freiberufler genügt die Einnahmenüberschussrechnung (EÜR) als vereinfachte Methode der Gewinnermittlung.
🔔 Wichtig: Finanzen im Blick behalten
Mit einer gut organisierten und aktuellen Buchführung erfüllen Sie nicht nur gesetzliche Anforderungen. Sie liefert Ihnen auch wichtige Informationen für die Unternehmenssteuerung. Mithilfe der daraus abgeleiteten Kennzahlen können Sie sich jederzeit einen Überblick über die Situation Ihres Unternehmens verschaffen. Das bildet die Grundlage für die Kostenkontrolle, Preisgestaltung, Investitionsplanungen und andere unternehmerische Entscheidungen.
Unterstützung durch den Steuerberater
Für die Buchführung und Rechnungslegung ist die Zusammenarbeit mit einem Steuerbüro empfehlenswert, die in Abhängigkeit von Ihren eigenen Kenntnissen auf diesem Gebiet unterschiedlich ausgestaltet sein kann. Aufgaben der laufenden Buchführung kann auch ein Buchführungsservice erledigen. Die Neueinrichtung, Jahresabschlüsse und Steuererklärungen sind hingegen typische Aufgaben für Steuerberater.
Buchführungstool verwenden
Verwenden Sie ein für Ihr Unternehmen geeignetes Buchhaltungstool. Mit diesem können Sie alle Geschäftsvorfälle erfassen und meist auch die Belege vorschriftsmäßig elektronisch archivieren.
Es gibt in diesem Bereich viele Angebote mit Unterschieden im Leistungsumfang und in den Kosten, oft als Software as a Service über die Cloud. Darunter sind auch kostengünstige Lösungen für kleine Unternehmen, die Sie später bei Bedarf erweitern können.
Die Software kombiniert häufig Auftragsverwaltung, Rechnungsstellung und Buchführung miteinander. Weitere typische Funktionen sind die Anbindung an das Online-Banking, das Mahnwesen, betriebswirtschaftliche Auswertungen und die automatische Belegerfassung. Mit dem Steuerbüro können Sie durch den einfachen Datenaustausch unkompliziert zusammenarbeiten.
Rechnungsstellung
Die meisten Tools enthalten auch in ihrer kostengünstigsten Version die Funktion der Rechnungsstellung. Diese brauchen Sie bereits, wenn Sie die ersten Aufträge erledigt haben und Rechnungen schreiben wollen, um Einnahmen zu erzielen.
Die Software hilft Ihnen, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Denn Rechnungen müssen bestimmte Pflichtbestandteile enthalten. Kleine Unternehmen könnten diese Aufgabe zwar theoretisch auch noch mit Word erledigen, aber das ist nicht empfehlenswert.
Mit der Rechnungsfunktion Ihres Buchführungstools profitieren Sie vom einfachen Datenaustausch zwischen Auftragsbearbeitung, Rechnungsstellung und Buchführung. Das spart Aufwand und verringert das Fehlerrisiko. Auch vor dem Hintergrund der Pflicht zur Ausstellung von E-Rechnungen, die nach und nach ausgeweitet wird, spricht alles für die Verwendung einer Rechnungs- und Buchführungssoftware.
Erfolgreich selbstständig – mit professionellem Online-Marketing an Ihrer Seite!
Von der ersten Idee bis zur Umsetzung: Wir unterstützen Sie dabei, Ihr Business online sichtbar zu machen. Mit einer ansprechenden Website, gezielter Suchmaschinenoptimierung und einer effektiven Online-Marketing-Beratung sorgen wir dafür, dass Ihre Kunden Sie finden und überzeugen.
Lassen Sie uns gemeinsam starten! Vereinbaren Sie noch heute ein unverbindliches Beratungsgespräch.
Fazit: Selbstständigkeit Schritt für Schritt
Ob Online-Business, Handwerksbetrieb oder die Existenzgründung mit einem innovativen Produkt, es gibt sehr unterschiedliche Formen der Selbstständigkeit, die jeweils mit individuellen Herausforderungen verbunden sind.
Die Grundlage bildet eine funktionierende Geschäftsidee, die Sie gründlich prüfen und zu einem nachhaltig funktionsfähigen Geschäftskonzept weiterentwickeln. Danach entscheiden Sie sich für eine Rechtsform, konkretisieren Ihr Vorhaben mit einem Businessplan und organisieren ausreichend Startkapital.
Die Anmeldung Ihrer Selbstständigkeit sowie die Organisation der eigenen Sozialversicherungen sind unverzichtbare Formalitäten. Damit Sie jederzeit den Überblick über Ihre Finanzen behalten, eröffnen Sie ein Geschäftskonto und richten Ihre Buchhaltung ein.
Alle 8 Schritte finden Sie zusammengefasst in diesem Video: Die 8 Schritte zur erfolgreichen Selbstständigkeit