Inklusion und Vielfalt gewinnen in unserer Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Deshalb ist es entscheidend, dass unsere Online-Inhalte für alle User zugänglich und ansprechend sind. Ein Aspekt davon ist die gendergerechte Sprache, die nicht nur inklusiv ist, sondern auch die Sichtbarkeit und das Engagement auf Websites verbessern kann. Doch wie lässt sich das mit den Anforderungen der Suchmaschinenoptimierung (SEO) vereinbaren?
Was bedeutet „Gendern“?
Gendern bezieht sich darauf, die Sprache so zu gestalten, dass sie geschlechtsneutral ist oder alle Geschlechter einschließt. Das bedeutet, nicht nur Männer anzusprechen, sondern auch Frauen, nicht-binäre Personen und alle anderen Geschlechteridentitäten.
Die Herausforderung für SEO
Traditionell wurden Keywords und Phrasen in der SEO-Welt bislang auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet, was dazu führt, dass nicht alle Geschlechter gleich repräsentiert sind. Wenn zum Beispiel in einem Text nur „der Benutzer“ oder „der Kunde“ verwendet wird, fühlen sich Menschen, die sich nicht mit dem Pronomen „er“ identifizieren, möglicherweise nicht angesprochen.
Warum ist Gendergerechtigkeit wichtig für SEO?
Indem wir eine gendergerechte Sprache verwenden, zeigen wir, dass unsere Inhalte für alle gedacht sind, unabhängig von Geschlecht oder Geschlechtsidentität. Das schafft eine inklusive Umgebung, in der sich alle Besucher einer Website angesprochen fühlen, was wiederum zu einem besseren Nutzerverhalten führen kann, wie zum Beispiel mehr Klicks und eine geringere Absprungrate.
Wenn wir unser Publikum erweitern wollen, ist es daher wichtig, alle potenziellen Besucher anzusprechen. Eine geschlechtsneutrale Sprache kann demnach dazu beitragen, Menschen zu integrieren, die sich von traditionellen Ansätzen möglicherweise ausgeschlossen fühlen.
Auch die Suchmaschinen-Algorithmen werden immer komplexer und versuchen Inhalte besser zu verstehen, um stets die relevantesten Ergebnisse zu liefern. Indem wir eine Sprache verwenden, die alle Geschlechter einschließt, könnten wir somit potenziell eine breitere Zielgruppe erreichen und unsere SEO-Rankings auf langfristige Sicht verbessern.
Umgang mit Gender*Sternchen & co in der Suchmaschinenoptimierung
Es ist wichtig zu verstehen, wie Ihre Zielgruppe sucht. Viele Nutzer verwenden in Anbetracht der Suchvolumen keine gendergerechte Sprache in ihren Suchanfragen. Wenn Sie ausschließlich geschlechtergerechte Formen verwenden, könnte dies somit die Sichtbarkeit Ihrer Inhalte für gängige Suchanfragen verringern.
Für SEO ist es entscheidend, dass die verwendeten Keywords das Suchverhalten der Zielgruppe widerspiegeln. Wenn die Zielgruppe vorwiegend das generische Maskulinum verwendet, sollten diese auch in den Keywords berücksichtigt werden, um die Auffindbarkeit zu maximieren.
Eine effektive Methode könnte sein, sowohl gendergerechte Formen als auch konventionelle Formulierungen zu verwenden. Zum Beispiel könnten Sie einen Hauptartikel oder Hauptabschnitt mit konventionellen Formulierungen erstellen und einen zusätzlichen Abschnitt oder einen Nebenartikel integrieren, der gendergerechte Sprache verwendet. So können Sie sowohl ethische als auch praktische SEO-Aspekte berücksichtigen.
Die Auswirkungen von geschlechtergerechter Sprache auf das Ranking können variieren. Es ist deshalb sinnvoll, verschiedene Ansätze zu testen und die Performance Ihrer Inhalte in den Suchmaschinen zu überwachen. Anhand dieser Daten können Sie Ihre Strategie entsprechend anpassen.
Letztendlich sollten Sie bedenken, dass die Entscheidung für oder gegen die Verwendung von gendergerechter Sprache auch eine Frage der Markenidentität und der Ansprache Ihrer Zielgruppe ist. Was möchten Sie mit Ihrer Marke ausdrücken? Wem wollen Sie erreichen? Was sind Ihre Werte? Es ist wichtig, hierbei eine Balance zu finden, die sowohl Ihren ethischen Überzeugungen als auch den Erwartungen Ihrer Nutzer entspricht.
7 Tipps für Gendern & SEO
1| Verwendung von Klammern
Statt Sternchen oder Doppelpunkte können Sie Klammern verwenden, z. B. „Teilnehmer(in)“. Diese Form wird häufig als weniger störend für den Lesefluss empfunden und kann von Suchmaschinen einfacher verarbeitet werden.
Google erkennt dann den gesuchten Begriff (indem Fall “Teilnehmer”) und trotzdem ist durch die Klammer eine gendergerechte Option für die User enthalten.
Beispiel:
2| Verwendung von Binnen-I und Gender*Sternchen
Das Binnen-I wie in „TeilnehmerInnen“, ist eine weitere Option, die sowohl von Menschen als auch von Suchmaschinen relativ gut verstanden wird. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Zielgruppen damit vertraut sind. Es ist hier jedoch zu beachten, dass bei der Suchanfrage mit dem Binnen-I verschiedene Suchergebnisse angezeigt werden als ohne.
Beispiel “Teilnehmer(in) Workshop”:
“Teilnehmer Workshop”
“TeilnehmerInnen Workshop”
Bei der Variante mit dem Binnen-I (sowie beim Gender*Stern) zeigt Google Ergebnisse mit Gendersternchen oder die weibliche Version an. Die Ergebnisse umfassen meist nur Inhalte über weibliche Teilnehmerinnen.
3| Aufzählungsform
Bei dieser Methode werden alle Geschlechter explizit genannt, z. B. „Teilnehmer und Teilnehmerinnen“. Diese Form ist sehr klar und inklusiv, kann aber den Textfluss bei häufiger Verwendung stören, daher ist hier eine Mischform innerhalb des Textes empfehlenswert (siehe Punkt: „Wechselnde Formulierungen”).
4| Neutrale Formulierungen
Eine weitere Methode ist die Verwendung geschlechtsneutraler Begriffe, wie „Fachkräfte“ statt „Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“. Solche Formulierungen sind nicht nur inklusiv, sondern auch SEO-freundlich, da sie oft der natürlichen Sprache entsprechen, die in Suchanfragen verwendet wird.
Hier besteht jedoch das Problem, dass die meisten neutralen Formulierungen, die sich aus dem gleichen Wort ableiten, oft kein Suchvolumen haben und das generische Maskulinum nach wie vor primär gesucht wird.
Beispiel “Handyvertrag Studierende”:
Ähnlich sieht es bei Begriffen aus, die neutrale Synonyme darstellen, wie zum Beispiel Fachkräfte statt Mitarbeiter:
Wenn man nun die neutrale Variante “Handyvertrag Studierende” bei Google eingibt, erkennt Google die mittlerweile gängige neutrale Version und zeigt automatisch auch im generischen Maskulinum formulierte Seiten an:
5| Wechselnde Schreibweisen
Eine bessere Variante scheint somit die wechselnde Schreibweise zu sein. Um sowohl SEO als auch Inklusivität zu adressieren, können Sie innerhalb eines Textes die Schreibweise variieren. Dies hilft, verschiedene Suchanfragen abzudecken und gleichzeitig eine breite Palette von Lesern und Leserinnen (oder Lesenden 😉 ) anzusprechen.
Beispiel:
Im Titel (H1) sowie im Metatitel und Metabeschreibung verwenden Sie die Variante, die ein Suchvolumen aufweist und im Text selbst variieren Sie mit verschiedenen Schreibweisen.
z.B. Titel: “Handyvertrag für Studenten”. Wenn Sie das generische Maskulinum jedoch sehr stört und Sie divers bleiben wollen, können Sie hier wie bei den pflichtgemäßen Angaben bei Jobbezeichnungen (m/w/d) hinzufügen.
Im Text verwenden Sie dann Handyvertrag Studierende, Handyvertrag Student(innen), Handyvertrag Student*innen wechselnd.
6| Metatext und Alt-Attribute
Nutzen Sie auch unbedingt die Metatexte wie Meta-Beschreibungen, Alt-Attribute bei Bildern und andere nicht sofort sichtbare Texte, um verschiedene Formulierungen einzubinden. So können Sie zusätzliche Keywords unterbringen, ohne den Haupttext zu überladen.
Beispiel:
7| Analyse und Anpassung
Beobachten Sie, wie sich die verschiedenen Ansätze auf Ihr Ranking und Ihre Traffic-Zahlen auswirken. SEO ist ein dynamisches Feld – was heute funktioniert, kann morgen weniger effektiv sein. Regelmäßige A/B-Tests können Ihnen dabei helfen, die besten Strategien für Ihre spezifische Zielgruppe zu finden.
Fazit
Gendern und SEO sind noch nicht vollkommen miteinander integriert. Nach wie vor wird primär nach dem generischen Maskulinum gesucht. Je mehr gendergerechte Sprache in Texten jedoch verwendet wird, desto mehr erkennt Google diese als potentielle Keywords an und kann dementsprechend besser auf gendergerechte Suchanfragen reagieren.
Am besten eignet sich deshalb die wechselnde Schreibweise sowie die Integration mehrerer Varianten in Meta-Title und Meta-Beschreibung, um verschiedene Suchintentionen abzudecken. Aber auch gängige neutrale Varianten eignen sich als gender-optimierte SEO-Sprache, wie es das Beispiel für “Handyvertrag Studierende” gezeigt hat, da hier bei Eingabe in die Suchmaske automatisch Ergebnisse in der meist gesuchten Schreibweise (in dem Fall das generische Maskulinum) angezeigt wird.
Die Integration von gendergerechter Sprache in die SEO-Strategie ist letztendlich nicht nur eine ethische Entscheidung, sondern kann auch dazu beitragen, Ihre Reichweite zu verbessern und Ihre Website für eine breitere Zielgruppe zugänglicher zu machen.
Am Ende bleibt es jedoch Ihnen selbst überlassen, ob Sie eine gendergerechte Sprache auf Ihrer Website verwenden möchten. Der Google-Algorithmus geht zumindest immer mit der Zeit und aktualisiert sich regelmäßig aufgrund von Inhalten und Suchanfragen durch “Maschinelles Lernen” neu. Insofern kann in Zukunft tendenziell auch das Gendern in der Suchmaschinenoptimierung positiv bewertet und dahingehend im Ranking belohnt werden. Ein Versuch ist es also wert.
Spannender Artikel, danke dafür! Das Thema Gendern und SEO ist wirklich aktuell und bringt einige Herausforderungen mit sich. Habt ihr Tipps, wie man gendergerechte Sprache einsetzt, ohne die Lesbarkeit und SEO-Performance zu beeinträchtigen? Würde mich über eure Insights freuen!
Danke für Deinen Kommentar!
Es gibt ein paar Kniffe, wie man versuchen kann die Lesbarkeit bei gendergerechter Sprache nicht zu beeinträchtigen. Z.B. Gibt es für einige Begriffe neutrale Optionen, die man verwenden kann. Z.B. Studierende statt Student*innen, Zuhörende, statt Zuhörer*innen, „Team“ oder „Teammitglieder“ statt Mitarbeiter*innen etc. Falls es im Text gar nicht anders geht, kann man auch das generische Maskulinum verwenden und verweist in der Fußnote darauf, dass hier alle Geschlechter einbezogen sind. Das sind nur ein paar Tipps – ich hoffe, wir konnten Dir damit weiterhelfen. Liebe Grüße!